Vorgeschobener Berufsethos, eigene Befindlichkeiten, mangelndes Wissen. Es gibt viele Gründe, weshalb sich Inhaber/innen von tierärztlichen Kliniken und Praxen häufig scheuen, wirtschaftlichen Realitäten ins Auge zu blicken.
Fakt ist: Der Markt der Tiergesundheit wächst seit Jahren. Die Profiteure sind bislang vor allem Hersteller von Futtermitteln für Hunde und Katzen, Pharma- und Nahrungsergänzungsmittelproduzenten, Zubehörverkäufer, Großkettensysteme, Webshops, … Klar, dass seit geraumer Zeit auch Finanzinvestoren Begehrlichkeiten verspüren. Diesen Fakt möchte ich nicht als von mir bewertet verstanden wissen, ihn jedoch in diesem Kontext nüchtern feststellen.
Bildquelle: Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) e. V.
Fällt Ihnen auf, dass bei der Aufzählung Tierärzte unerwähnt bleiben? Etwas seltsam mutet das schon an, da sich das Interesse der Halter an gesunden Haustieren doch in stetig steigenden Umsätzen und Gewinnen der hier aufgeführten Beteiligten ausdrückt. Wo bleibt also der Tierarzt?
Vielen Tierärzten wird erst langsam bewusst, dass sie selbst im Kreislauf der Tiergesundheit eine Schlüsselrolle spielen (könnten). Mit Bezug auf das Wohl von Hund und Katze sowie den Tierschutz ist das meist auch eher gegeben; allein aufgrund der Kompetenzen. Und das ist auch gut so. Jedoch: Jede Tierarztpraxis, jedes tierärztliche Gesundheitszentrum, jeder Fachtierarzt und jede tierärztliche Klinik sind für sich genommen wirtschaftliche Einheiten. Mit Arbeitsplätzen, mit hohen unternehmerischen Verantwortlichkeiten und finanziellen Risiken. Neben der Liebe zur (oft endlosen) Arbeit, der Bereitschaft zur nie endenden Weiterbildung und zum Tier, ist es also zwingend erforderlich, dass auch wirtschaftlich klug und zeitgemäß ge– und behandelt wird.
Das kann ganz einfach sein. Wenn im Mittelpunkt das Wohl des Tieres und die Erwartungen und Bedürfnisse der Halter stehen. Wie in anderen Branchen und freien Berufen auch, ist es ratsam, mit Hilfe von Experten dafür ein Bewusstsein im Praxisteam zu schaffen und dann zeitgemäßes Praxismarketing smart und kreativ anzuwenden. Das ist weder böse noch verwerflich. Im Gegenteil:
Das Herausarbeiten der eigenen Stärken und Besonderheiten sowie die Präsentation ebendieser Eigenschaften einer Praxis oder Klinik werden von den Kunden erwartet. Wer nicht vermittelt wofür er steht und was er kann, bleibt gesichtslos in der Masse und weckt keine Nachfrage.
Der Begriff Marke ist im Wort Marketing bereits enthalten. Marken schaffen Vertrauen und bieten Kunden Identifikation und Sicherheit. Die Begriffe Markenbildung und Markenmanagement sollten daher schnell Ihren Weg in den Wortschatz von Veterinären finden. Das sieht auch der Bundesverband Praktizierender Tierärzte so. Siehe Video-Statement.
Egal in welcher Phase sich eine Praxis oder Klinik befindet: Das Angehen der Themen Praxis-Marketing, Markenbildung und das Pflegen einer zeitgemäßen Kommunikation, online wie offline, kann oft eine klügere Investition sein, als der Kauf eines medizinischen Gerätes. Hierbei müssen wir gar nicht das Beispiel eines völlig unausgelasteten CTs anführen, es reicht oft schon, sich zu überlegen, ob das Upgrade der Zahnbehandlungsstation betriebswirtschaftlich sinnvoll ist, wenn das Gerät nur 2 x die Woche genutzt wird.
Zur Gewinnung von Kunden in der Gründungsphase, zur Stabilisierung und Pflege des Kundenstamms und auch beim Verkauf von Praxen – Marketing rechnet sich und sollte nicht als Ausgabe sondern Investition verstanden werden. Mit der Begleitung durch Experten und mit einem definierten Ziel, kann jede Praxis erfolgreicher werden. Denn: Tierliebe darf sich auch für denjenigen rechnen, der sie täglich mit hohem Aufwand betreibt.
Wenn Sie, geneigter Leser/in, also Inhaber, Manager oder Gesellschafter einer Tierarztpraxis sind, dann nehmen Sie sich dieses Themas an. Heute. Nicht morgen. Der Markt wartet nur auf Sie.
Ihr Tobias Tietje
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